

Marc Rohde // Köln, 23. Mai 2025

Die Infrastruktur der Bundeswehr ist weit mehr als Beton und Technik. Sie ist die physische Grundlage für Ausbildung, Materialerhalt, gelebte Kameradschaft sowie viele weitere Aspekten der Verteidigungsfähigkeit. Und in den vergangenen 25 Jahren mit unterschiedlicher Intensität ein Wirkungsfeld unseres Unternehmens. Damals wie heute ging es stets um wirkungsvolle Lösungen für die Bundeswehr. Wie auch bei dem multinationalen Expertengespräch „Investitionsstrategien für moderne Infrastruktur“, das am 24. Mai 2011 stattfand.

Damals wie heute erfordert Infrastrukturplanung vielfältige Perspektiven, um Wirtschaftlichkeit und Flexibilität zu entsprechen
2011: Strategien für moderne Infrastruktur
Wie lassen sich Investitionen in Bundeswehrinfrastruktur effizienter und nachhaltiger gestalten? Eine Frage, die damals vor dem Hintergrund der Neuausrichtung der Bundeswehr mit einem reduzierten Verteidigungshaushalt bewegte (und heute unter geänderten Vorzeichen nicht minder zeitgemäß ist). Diese Frage diskutierten wir am 24. Mai 2011 mit Expert:innen aus Bundeswehr, Wirtschaft und internationalen Streitkräften. Lebenszyklusorientierung, alternative Beschaffungsmodelle und Nachhaltigkeit standen im Mittelpunkt des Fachdialogs in Frankfurt. Das 14 Jahre alte Fazit liest sich erstaunlich aktuell: Infrastrukturplanung braucht aufbereitete Daten für Prognosen und straffe Entscheidungswege, gleichzeitig muss sie flexible Nutzungsmöglichkeiten und hohe Attraktivität mitdenken.
Weitere Wegmarken aus 25 Jahren
2005/06: Neue Perspektiven für ehemalige Kasernenflächen
Nach 1990 reduzierte die Bundesrepublik den Umfang der Streitkräfte drastisch, wir unterstützten bei Entwicklung und Vermarktung nicht mehr betriebsnotwendiger Liegenschaften. So konnten ehemalige Bundeswehrimmobilien auch neue Perspektiven eröffnen - wirtschaftlich, gesellschaftlich und städtebaulich. Besondere Beispiele sind die Verkäufe der Prinz-Eugen-Kaserne an die Landeshauptstadt München sowie von Teilflächen der Fürst-Wrede-Kaserne an den FC Bayern München in 2005/06. Die Stadt entwickelte auf den rund 30 ha ein neues, auf Nachhaltigkeit optimiertes Wohnviertel mit einer vierstelligen Zahl an Wohneinheiten. Der FC Bayern München nutzte die Fläche für den Ausbau seines Angebots im Breiten- und Amateursport.

Aus ehemaligen Kasernen entstanden neue Wohnquartiere

Nur vier Monate nach Vertragsschluss fand die Grundsteinlegung für ein neues Gebäude statt
2008: Pionierarbeit im Hochbau – erste PPP des Bundes
Mit Sanierung, Umbau und Betrieb des im Bundesbesitz verbliebenen Teils der Münchener Fürst-Wrede-Kaserne als Public-Private-Partnership (PPP) betrat der Bund 2008 Neuland: Es war sein erstes PPP-Projekt im Hochbau. Wir begleiteten den Bund dabei von der Konzeption über die Ausschreibung bis hin zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Der private Partner betreibt für 20 Jahre die Einrichtung, sorgt aber auch für Erneuerung und Erhalt. Ein Erfolgsmodell: Nach der Vertragsunterzeichnung im April fand noch im August die Grundsteinlegung für Neubauten statt, mit Abschluss aller Arbeiten startete bereits im März 2010 der reguläre Betrieb. Im April des gleichen Jahres wurde das Vorhaben auf dem Kongress „Effizienter Staat“ mit dem Innovationspreis PPP prämiert. Laut Zwischenbericht der Bundesregierung an das Parlament aus 2020 liegen die Ausgaben unterhalb der in der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung prognostizierten Werte.
2008: Kompetenztransfer zur BImA – Wissenserhalt für den Bund
Im März 2008 war unser damaliger Geschäftsfeldleiter „Entwicklung & Vermarktung“ in den Vorstand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) berufen worden, zum 1. Juni 2008 folgten ihm die Mitarbeitenden seines damaligen Teams im Rahmen eines Betriebsübergangs – ein sichtbares Zeichen für den systematischen Transfer von Know-how. Mit dem Übergang wurde die vom Gesetzgeber gewollte Neufassung des Managements aller Bundesliegenschaften aus einer Hand weiter ausgestaltet: So konnten Erfahrungen dauerhaft für das Immobilienmanagement des Bundes gesichert werden – ein wichtiger Beitrag zur Professionalisierung und Effizienzsteigerung im Umgang mit öffentlichen Liegenschaften.

Unser damaliges Eintwicklungs- und Vermarktungsteam wechselte geschlossen zur BImA und konnte so weiter seine Expertise für den Bund einbringen

Die zahlreichen Auslandseinsätze erforderten flexible Infrastrukturlösungen
2011: Standards für Einsatzinfrastruktur – das Projekt „1000X“
In den 2010er Jahren waren Auslandseinsätze das strukturbestimmende Merkmal der Bundeswehr. Doch wie sieht eine einsatzgerechte Infrastruktur aus – und wie kann sie auf längere Zeit wirtschaftlich betrieben werden? Mit diesen Fragen befasste sich die Fachtagung „Einsatzinfrastruktur 1000X“, die im Februar 2011 in Kooperation mit dem Verteidigungsministerium und der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik stattfand. Unsere Expert:innen stellten dort ihr Betriebskonzept für einsatzbezogene Facility-Management-Leistungen vor. Es basierte auf einem Lebenszyklusansatz, setzte auf verbindliche Standards, transparente Prozesse sowie eine klare Kundenorientierung. Ziel war es, durch ein einheitliches Verständnis zwischen Bundeswehr und Wirtschaft die Qualität und Reaktionsfähigkeit hinsichtlich der Einsatzinfrastruktur nachhaltig zu verbessern.
2015: G-CAP – zivilgewerbliche Partner für Einsätze
Im November 2015 entwickelte eine Fachgruppe diese Ideen weiter. Gemeinsam mit BMVg, Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen sowie dem Logistikkommando der Bundeswehr erstellte sie ein Anforderungsprofil für das sogenannte German Armed Forces Contractor Augmentation Program (G-CAP). Die Idee: Fähigkeitslücken bei der Bereitstellung von Infrastrukturleistungen im Auslandseinsatz sollten künftig durch zivile Anbieter geschlossen werden. Fokus des Programms waren Leistungen wie Wasserversorgung, Stromerzeugung, Verpflegung, Abfallwirtschaft, Reinigung und Unterkunft. Unsere Fachleute unterstützten mit Expertise aus den Bereichen Reorganisation, Kooperations- und Immobilienmanagement. G-CAP stand exemplarisch für die strategische Integration privatwirtschaftlicher Leistungsfähigkeit in die Einsatzlogistik der Bundeswehr – koordiniert, modular und bedarfsorientiert.

In intensiven Workshops wurden die Anforderungen für einsatzbezogene Infrastrukturleistungen erarbeitet
Infrastruktur ist strategisch – und wirkt im Detail
Unsere langjährige Arbeit im Bereich Infrastruktur zeigt: Erfolgreiche Konzepte entstehen, wenn Wirtschaftlichkeit, Nutzungsbedarf und Zukunftsfähigkeit gemeinsam gedacht werden. Ob im Grundbetrieb oder im Einsatz – Infrastruktur ist wesentlicher Schlüssel für Einsatzfähigkeit und Einsatzbereitschaft.