Themenfeld Landes- und Bündnisverteidigung

"Das Kontinuum zwischen Frieden und Krieg greifbar machen"

 

Themenfeld Landes- und Bündnisverteidigung

"Das Kontinuum zwischen Frieden und Krieg greifbar machen"

Christian Witt // Berlin, 16. Januar 2023

In der BwConsulting hat das Thema Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine besondere Priorität. Schon seit dem Jahr 2020 entwickeln wir neue Management-Methoden und Vorgehensweisen, mit denen das Verteidigungsressort seine Handlungsfähigkeit in diesem Themenkomplex weiter erhöhen kann. Die entsprechenden Aktivitäten haben wir in einem eigenen Themenfeld organisatorisch gebündelt. Das von uns entworfene Konfliktbild zur LV/BV wird inzwischen von der Amtsseite intensiv genutzt - und hoch geschätzt. Johannes Bader und Elisabeth Gniosdorsch erklären, welche Herausforderungen zu bewältigen sind - und wie wir dem BMVg als Inhouse-Beratung zur Seite stehen.

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine und dem neuen Bedrohungsszenario in Europa steht das Verteidigungsressort vor enormen Aufgaben: Mit dem bewilligten 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen und einem perspektivisch steigenden Verteidigungshaushalt soll die Bundeswehr besser ausgerüstet und modernisiert werden für den Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung. War dies der Startschuss für das Themenfeld?

Johannes: Wir haben das Thema LV/BV schon seit dem Jahr 2020 verstärkt fokussiert. Auch deshalb, weil die Abteilung Personal im Bundesministerium der Verteidigung zur damaligen Zeit abklären wollte, wie es – im Falle unterschiedlicher Szenarien – um die Handlungsfähigkeit im Bereich der Landes- und Bündnisverteidigung bestellt ist. Im Zuge dieses Projektes haben wir uns dann dem Thema­ intensiver genähert und eine Methodik dazu entwickelt. Aber nach dem 24. Februar 2022 und dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Ganze natürlich noch einmal deutlich Fahrt aufgenommen.

Gibt es Bereiche im Verteidigungsressort, auf die sich das Themenfeld besonders konzentriert?

Elisabeth: Landes- und Bündnisverteidigung ist der Kernauftrag des gesamten Verteidigungsressorts. In der Vergangenheit gab es innerhalb der Organisation unterschiedliche Ansätze, sich mit dem Thema LV/BV auseinanderzusetzen. Die Streitkräfte haben zum Beispiel einen anderen Stand und eine andere Bearbeitungstiefe als große Teile der Verwaltung. Entsprechend bieten wir für die jeweiligen Bereiche konkrete Ansatzpunkte an. Aber es ist uns vor allem wichtig, die gesamte Organisation im Auge zu behalten und dazu beizutragen, dass eine Methodik, die im Verwaltungsbereich funktioniert, auch anschlussfähig im Rahmen der Streitkräfte ist und dort ebenfalls umgesetzt werden kann.

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail – wo offenbaren sich die Schwierigkeiten im Themenfeld LV/BV?

Elisabeth:  In den Medien wurden und werden schon etliche Problemfelder diskutiert, die eine Rolle spielen: Das wäre die personelle Ausstattung der Bundeswehr mit anschließenden Fragestellungen zur Personalgewinnung, Personalbindung und Ähnlichem. Die Rüstungsbeschaffung ist ein ebenso forderndes Gebiet. LV/BV hat zudem viel mit Infrastruktur zu tun. Auch hier sind die Ausgaben in der Bundeswehr sehr stark gekürzt worden, in den vergangenen dreißig Jahren sind viele Liegenschaften außer Betrieb genommen worden – alles Punkte, die es lohnt, sich jetzt noch einmal genau anzuschauen. Dabei geht es aber nicht nur um isolierte Nummern oder Zahlen, sondern darum, die tatsächlichen Anforderungen und Bedarfe der Gesamtorganisation zu harmonisieren.

Ihre Ansprechpartner:in

Johannes Bader
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Elisabeth Gniosdorsch
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„Wir haben das Konfliktbild zur LV/BV entwickelt, weil wir einen Handlungsraum, ein Raster gebraucht haben, um das Kontinuum zwischen Frieden und Krieg greifbar zu machen, untersuchbar, um darüber sprechen zu können.“

Senior Manager Johannes Bader

 

Mit welchen Kompetenzen könnten wir als BwConsulting dort beratend und unterstützend zur Seite stehen?

Johannes: Wir sehen uns als hilfreiche Vermittler zwischen den Bereichen, weil wir als BwConsulting in diesem Thema eben auch viele Kompetenzen vereinen und anbieten können. Es geht darum, effektiv zwischen sicherheitspolitischer Community und Verwaltungshandeln zu agieren. Und da sind im Grunde sehr viele Disziplinen gefragt, ob das Infrastrukturmanagement ist, ob das Strategie ist, ob das Prozesssteuerung ist – wir sehen viele Verknüpfungen und Kompetenzen, die dafür erforderlich sind. Wir verstehen uns deshalb ganz klar als Netzwerkpartner.

Elisabeth: Was uns zudem auszeichnet, vor allem durch unsere Aufstellung als Inhouse-Beratung: dass wir besonders schnell und zielgenau analysieren können, an welchen Stellen das Thema LV/BV noch einmal gesondert betrachtet werden muss oder einer tieferen Auseinandersetzung bedarf. Wir können in einzelnen Bereichen maßgerechte Lösungen anbieten und erarbeiten, die dann trotzdem im Gesamtsystem funktionieren. Das ist der große Mehrwert, den wir an dieser Stelle bieten können.

Zur Maximierung der LV/BV muss an etlichen Stellschrauben gleichzeitig gedreht werden. Wie schwierig ist es, wenn man ein Segment herausnimmt und dieses optimieren möchte?

Johannes: Handwerkliche Exzellenz und Methode sind dabei die eine Seite.  Überaus wichtig erscheint es uns zudem, alle Player und Stakeholder im Ressort zusammenzubringen und die relevanten Personen zu vernetzen. Das hat ganz viel damit zu tun, dass gerade bei diesem Thema in Zusammenhängen gedacht und gehandelt werden muss. Klingt zunächst trivial, ist aber aufgrund der Komplexität eine große tägliche Herausforderung. Nach meiner Bewertung können wir als Inhouse-Beratung hier einen guten Beitrag leisten, insbesondere weil unsere Methodik in den verschiedenen Segmenten anschlussfähig ist.

In welchen unserer aktuellen und für 2023 priorisierten Projekte gibt es bereits Schnittstellen zur LV/BV?

Elisabeth: Schnittstellen gibt es in fast allen Bereichen, und LV/BV muss - wie Johannes gerade schon ausführte - stets einbezogen und mitgedacht werden. Wir haben aktuell aber auch Projekte, die sich ganz konkret mit der Ausrichtung auf LV/BV auseinandersetzen: Beispielsweise in den Bereichen Logistik und Personal.

Interne Kompetenzen stärken

Mit einer ganzen Reihe von Impulsen will die BwConsulting dazu beitragen, Problem-
lösungsfähigkeiten und -methoden in der Bundeswehr zu stärken.

Eine Auswahl:

Innovationen - und wie man sich ihnen strategisch nähert

Innovation mit Methode

Impulse zur kulturellen Transformation

Strukturierter Blick in die Zukunft

Innovationskonferenz reloaded

 
„Unser Konfliktbild ermöglicht es jetzt den handelnden Personen im BMVg, sich darüber auszutauschen, ob sie das gleiche Verständnis zum Umgang mit den diversen Bedrohungsszenarien haben.“

Manager Elisabeth Gniosdorsch

Johannes, Du hast mit deinem Team ein Konfliktbild zu LV/BV entwickelt, welches etliche Bedrohungslagen skizziert und daraus resultierende Notwendigkeiten oder Reaktionen abbildet. Kannst Du die Intention dafür näher erläutern? Oder, schlicht und einfach: Wie kamt ihr darauf?

Johannes: Das Konfliktbild hat das Team mit mir entwickelt und nicht andersherum (lacht). Aber wie kamen wir darauf? Wir haben einen Handlungsraum, ein Raster gebraucht, um das Kontinuum zwischen Frieden und Krieg greifbar zu machen, untersuchbar, um darüber sprechen zu können. Unter Verwendung einer gemeinsamen Sprache über alle Organisationsbereiche der Bundeswehr hinweg können wir das ermöglichen. Daraus resultierte die Intention, ein eigenes Raster zu entwickeln, und das ist mit unserem Konfliktbild, wie ich glaube, ganz gut gelungen.

Wie ist die Resonanz darauf im Verteidigungsressort?

Johannes: Es verbreitet sich rasant weiter – innerhalb und außerhalb des Ministeriums.

Das von euch entwickelte Konfliktbild macht auf einen Blick die Problematiken der LV/BV ersichtlich. Darin lassen sich auch brandaktuelle Problematiken sehr gut abbilden und zuordnen - wie etwa die zunehmende Bedrohung Moldawiens durch Russland, die mögliche Einbindung von Belarus in den Ukrainekrieg oder ein Blackout in Deutschland nach einem Hackerangriff.

Elisabeth: Der Kern zu dieser Problematik ist: Bis zum Ende der 1980er Jahre gab es eine sehr konkrete Vorstellung davon, was Krieg ist und was Frieden, was ein Gegner ist und wie und welche Eskalationsszenarien sich im Zuge dessen entwickeln können – es gab eine klare „road to conflict“. Jetzt hat sich, auch bezugnehmend auf die angeführten Beispiele, die Situation extrem verkompliziert: Die Welt ist wesentlich komplexer geworden, wir haben hybride Bedrohungsszenarien, und es lässt sich eben nicht mehr eine einfache „road to conflict“ aufzeigen.

Was ist die neue Realität in der LV/BV?

Elisabeth: Es ist diffuser geworden, nicht klar prognostizierbar, nach welcher Art von – beispielsweise ­–  Hackerangriffen ein Land in einen Verteidigungsfall gerät. Stattdessen ist es so, dass man mit all diesen möglichen neuen Wechselwirkungen und unklaren Dynamiken in einem die Organisation betreffenden Kontext umgehen muss – und dass selbst im Verteidigungsressort sehr unterschiedliche Definitionen bezüglich der LV/BV zu vernehmen waren. Unser Konfliktbild ermöglicht es jetzt den handelnden Personen, sich darüber auszutauschen, ob sie das gleiche Verständnis zum Umgang mit den diversen Bedrohungsszenarien haben.

Wie wären eine "Fake-News"-Kampagne oder ein Hackerangriff mit anschließendem Blackout in Deutschland in diesem Konfliktbild zu verorten?

Johannes: Das Konfliktbild ist gedacht als Methode, aus der Handlungsmuster gestaltet oder entwickelt werden können, gerade auch von unterschiedlichen Bereichen. So kann es sein, dass für den Bereich Personal „Fake News“ als Ereignis ganz früh relevant werden, weil diese die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden beeinflussen können. Für die Infrastruktur dagegen sind „Fake News“ nahezu irrelevant. Auch ein Cyberangriff kann ganz unterschiedliche Bereiche des Ressorts betreffen, je nachdem, von welchem Winkel aus man die Auswirkungen lokalisiert und analysiert. Entsprechend unterschiedlich werden die Ereignisse im Konfliktbild verortet.

"Unser Ansinnen ist ja zuvorderst, die Säulen im Ressort zu verbinden und die relevanten Felder zusammenzubringen, und da hilft es auch, wenn unser Kunde, die Bundeswehr, die Konfliktbild-Methodik nutzt, ohne dass wir dabei sind.

Johannes Bader

Welchen Mehrwert versprecht Ihr Euch von einer klar umrissenen Methodik für die variablen und schwer vorhersehbaren Erfordernisse in der LV/BV?

Elisabeth: Kernstück unserer Methodik ist das Konfliktbild. Hier gibt es zwei wichtige Punkte: Zum einen werden Themata - wie unterschiedliche Bedrohungsszenarien - besprechbar gemacht, es wird einzelnen Organisationsbereichen ermöglicht, notwendige Schnittmengen zu anderen Bereichen zu lokalisieren. Der weitere wichtige Mehrwert: Es ist eine passgenaue Vorbereitung auf neue Bedrohungslagen möglich, weil man konkrete Maßnahmen zur jeweiligen Gefahrenlage ableiten kann. Wir stellen hierfür zusätzlich ein Raster mit Analyse- und Steuerungssystematiken zur Verfügung , die geeignet sind, die Organisation konsequent darauf vorzubereiten, in ihrer Handlungsfähigkeit höchst effektiv zu bleiben.

Welche Veränderung im Mindset erfordert die veränderte Sicherheitslage in Europa und der Welt? Und wie können wir als BwConsulting diesen Wandel unterstützen?

Elisabeth: Ich glaube, dass ein gewisser Dogmatismus zum Thema LV/BV aufgebrochen werden muss. Wir sind in einer anderen Welt angekommen und eine reine Rückorientierung auf Handlungsmuster wie zu Zeiten des Kalten Krieges wäre nicht tragfähig und effektiv. Es gilt aufzuzeigen: Ja, die neuen Herausforderungen sind komplex, sie sind hybrid und variabel, aber man braucht den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern ganz im Gegenteil: Man kann sehr wohl einen pragmatischen und effektiven Umgang mit den Herausforderungen finden. Und das ist eben auch eine Mindset-Frage: dass man einen gewissen Pragmatismus an den Tag legt und gleichzeitig seine Dynamik beibehält. Ich bin überzeugt, dass wir dies alles als interne Beratung durch Problemstrukturierung und anschlussfähige Lösungsideen unterstützen können

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Euer Mindset im Themenfeld zur LV/BV schon extrem geschärft?

Elisabeth: Auf jeden Fall. Wir sind aber auch bemüht, eine Querschnittlichkeit innerhalb der BwConsulting herzustellen, also die tolle Expertise zu nutzen, die wir in anderen Kompetenzbereichen haben, um eben das Thema Landes- und Bündnisverteidigung auch entsprechend gut beraten zu können. Wir bilden in unserem Themenfeld zudem Expertenteams aus, die dann in der Lage sein werden, diese querschnittliche Expertise zielgerecht auf LV/BV-Fragen in den jeweiligen Projekten anbieten zu können.

Johannes: Bezüglich unseres Mindsets ist es mir zudem wichtig zu betonen, dass wir uns als Netzwerkpartner verstehen, der inner- und außerhalb des Ressorts relevante Stakeholder zusammenbringen möchte und kann. Wir sehen und denken Verteidigung als gesamtstaatliche Aufgabe.