In einer dreiteiligen Serie werfen wir den Blick auf die Operationelle Architektur, mit der die Bundeswehr verschiedene Vorhaben gestaltet und bei der die BwConsulting berät.
Autorenteam BwConsulting und BMVg SE III 3 // Berlin, 19. Oktober 2023
Eine sichere Kommunikation sowie die Garantie eines verlässlichen Informations- und Datenflusses militärischer Systeme haben enormen Einfluss auf die Effektivität der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV), wie unser vorhergehender erster Beitrag aufgezeigt hat. Darüber hinaus braucht es effektive Führungsverfahren, die sicherstellen, dass Informationen in der richtigen Weise aufbereitet und als Entscheidungsgrundlage bereitgestellt werden – erst sie erfüllen Führungsfähigkeit mit Leben. Und auch hier hilft das Architekturmodell.
Grundsätzlich muss für Führung ein resilientes System zur Verfügung stehen, das auch bei Unterbrechungen, Ausfällen oder Störungen funktioniert. Neben der Technik müssen aber auch Verfahren etabliert sein, beispielweise Vertretungsregelungen oder genaue Parameter, wann auf redundante Systeme umgestellt wird, die weiterhin Informationen senden und empfangen können.
Operationelle Architektur als Harmonisierungsmethode
Damit ist klar: Nicht nur die technischen, sondern auch die prozeduralen und menschlichen Komponenten spielen eine wichtige Rolle – so muss innerhalb der Bündnisse ein gemeinsames Verständnis in Bezug auf Begriffe und Verfahren hergestellt sowie Sprachbarrieren überwunden werden. Deutschland treibt dies mit der „Operationellen Architektur Führungsfähigkeit Bundeswehr“ voran.
Mittels dieses Modells wird beschleunigt ein gemeinsames Verständnis und damit auch eine gemeinsame Sprache implementiert. Ein durchgängiges Architekturmodell harmonisiert Gemeinsamkeiten und beseitigt Unterschiede. Folglich entstehen Klarheit und Verbindlichkeit, aus denen deutlich wird, wo sich die einzelnen Akteure auf dem Gefechtsfeld befinden und mit wem sie wann und worüber kommunizieren müssen. Daraus können anschließend Schnittstellen abgeleitet werden. Wenn alle Akteure wissen, mit wem sie wann in Kontakt treten können, kann definiert werden, in welcher inhaltlichen Qualität und Quantität die Informationen ausgetauscht werden müssen.
Führungsfähigkeit und Fähigkeitsentwicklung gehen Hand in Hand
Durch die Umsetzung der Operationellen Architektur Führungsfähigkeit Bundeswehr, verantwortet durch die Abteilung Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium, soll neben dem Beitrag für eine zielgerichtete Streitkräfteplanung und verbesserter Führungsverfahren im nationalen und multinationalen Umfeld auch eine an den strategischen, operativen und taktischen Forderungen orientierte Fähigkeitsentwicklung erreicht werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Abteilungen Planung, Führung Streitkräfte und Cyber- und Informationstechnologie, entlang der konzeptionellen Vorgaben des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr.
BMVG SE III 3
Die Abteilung Strategie und Einsatz (SE) ist insbesondere für die Leitung, Vorbereitung, Planung und Steuerung von Einsätzen verantwortlich, genauso wie für die Unterstützung des Generalinspekteurs der Bundeswehr in seiner Funktion als höchster militärischer Repräsentant der Bundeswehr in internationalen Gremien. Im Rahmen dessen betreut SE III 3 die Themen Führungs-unterstützung und Führungsorganisation und somit auch die Erhöhung der Führungsfähigkeit, ebenso wie strategische Personal-angelegenheiten, Betreuung und Fürsorge im Einsatz sowie die Missionsanerkennung.
In diesem Zusammenhang ist SE III 3 gemeinsam mit den Abteilungen Führung Streitkräfte (FüSK) und Cyber & Informationstechnik (CIT) auch für die Sicherstellung der Führungsfähigkeit für den deutschen Kräftebeitrag an der NATO-Ostflanke zuständig.
Unterstützt wird SE III 3 durch das Planungsamt der Bundeswehr, dass die Erstellung der Operationellen Architektur verantwortet und das Thema Multi Domain Operations erschließt. Das Planungsamt der Bundeswehr nimmt mit bundeswehr-gemeinsamer Perspektive Funktionen für den Generalinspekteur und unterschiedliche Abteilungen im BMVg wahr.
Infobox: Fähigkeitsprofil
Das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr (FPBw) greift die Nationalen Zielvorgaben auf, ergänzt sie um die NATO- und EU-Verteidigungsplanung und verbindet diese Vorgaben mit spezifischen quantitativen Festlegungen. Das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr beschreibt also das Soll, den zukünftig zu erreichenden Stand der Fähigkeiten der Bundeswehr und wird dynamisch, entsprechend sich ändernder Gegebenheiten oder neuer strategischer Zielvorgaben angepasst.
Daraus abgeleitet gibt die Fähigkeitsentwicklung vor, wie die zur Auftragserfüllung benötigten Fähigkeiten erlangt werden können. Ziel ist es, die Bundeswehr mittel- und langfristig durchhaltefähig und resilient für die Bündnisverpflichtungen aufzustellen sowie – auch aufgrund der geographisch-zentralen Lage Deutschlands als Drehscheibe – die Bedarfe der NATO und ihrer Bündnispartner vollumfänglich erfüllen zu können. Dies bedeutet, dass die Bundeswehr in der Lage sein muss, auf Bedrohungsszenarien im Rahmen der NATO-Readinesskategorien mit ihrer Austattung passgenau zu reagieren. Es geht dabei um Schnelligkeit – im Sinne der durch die NATO geforderten Reaktionsfähigkeit ¬– und um Präzision in Hinblick auf die zu erzielende Wirkung. Effektivität und Effizienz der deutschen Streitkräfte sollen so für die Erfüllung des Auftrags erhöht werden.
Impulse für Beschleunigung
Die Architekturmethode ermöglicht zudem zielgerichtete Impulse für die Beschleunigung von Beschaffung und Systemintegrationen. Denn bislang erstreckt sich der Rüstungsprozess in der Bundeswehr aufgrund seiner Komplexität häufig über mehrere Jahre und schafft Abstimmungsbedarf auf allen Ebenen. Als Reaktion hierauf hat das Ministerium zusätzlich zur OpArch Maßnahmen ergriffen, die besonders den Aspekt „Zeit“ in den Vordergrund stellen und welche auf die Beschleunigung der Beschaffung zielen. Neue Systeme müssen entsprechend der zukünftigen Anforderungen adaptions- und anpassungsfähig sein.
Die OpArch ermöglicht in einem fortlaufenden Prozess die Abfrage der operativen Bedarfe sowie die exakte Erfassung und Auswertung der zu beschaffenden Fähigkeiten. Dadurch trägt sie fundamental zum zielgerichteten Fähigkeitsaufbau und zum effizienten Einsatz knapper finanzieller Ressourcen.