

CrW // Berlin, 11. Oktober 2023
Als Inhouse-Beratung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) kennen wir die Partner:innen im Ressort aus der erfolgreichen Unterstützung unzähliger Projekte. Das Verstehen von Kultur und Motivationen fördern wir aber auch zusätzlich im Rahmen eines Austauschprogramms: Etliche Wochen absolvierten unser:e Kolleg:in Jasmin und Felix ein sogenanntes Bundeswehr-„Volontariat“. Während dieser Zeit waren sie eingebettet in den Arbeitsalltag an der Führungsakademie in Hamburg oder am Zentrum Innere Führung in Koblenz.
Sehen, verstehen und in enger Gemeinschaft vorangehen – unter diesem Arbeitstitel kann man zusammenfassen, was Jasmin und Felix in den vergangenen, intensiven Wochen gerade erlebt haben. Die Bundeswehr kennen Senior Consultant und Manager schon aus diversen, erfolgreichen Projekterfahrungen mit den Partner:innen aus der Organisation. Hier gab es Workshops in Präsenz oder persönliche Treffen im BMVg, in Ämtern, Kommandos oder unseren Räumlichkeiten. Aber die Zusammenarbeit Hand-in-Hand, Bürotür an Bürotür, Schreibtisch-an-Schreibtisch mal nicht im Kontext eines Beratungsprojekts – das hatte schon einen anderen Charakter.
Umso gespannter waren Jasmin und Felix, als sie im Juli und August in ein sich gerade erst etablierendes Vorhaben starteten: Ein Volontariat in der Bundeswehr, eng eingebettet in den Alltag, eine Zusammenarbeit ohne Raum-Zeit-Hürden. Die Fragen, die sie auf ihrer Anreise zur Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg und zum Zentrum Innere Führung (ZInFü) in Koblenz begleiteten: Wie würden sie mit den spezifischen Normen und außerhalb der Beratungsrolle zurechtkommen? In welchem Umfang könnten sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen? Wie sich verhalten, sich bewegen - und von Nutzen sein, im Rahmen der klar definierten, hierarchischen Strukturen?
Die Start-Voraussetzungen für unsere beiden Mitarbeitenden waren denkbar günstig. Jasmin, die während ihres Volontariats an der Führungsakademie als Co-Dozentin mitwirkte, besitzt über die üblichen Berater:innen-Kenntnisse hinaus einen tiefen Wissensfundus in Design Thinking und der Moderation von Großgruppen. Felix unterstützte in seiner Zeit am Zentrum Innere Führung das Dezernat „Operative Gestaltung der Menschenführung und politischen Bildung“ – und brachte dort seine besondere Expertise ein aus seinen Studien zur Sicherheitspolitik, mit besonderem Fokus auf die politischen Verhältnisse und Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten.

Szene aus einem Workshop, bei dem Jasmin unterstützt hat, an der FüAk | Felix mit OTL Günther Demleitner, Dezernatsleiter Menschenführung und Politische Bildung, vor dem Zentrum Innere Führung
Tief im Alltags-Kosmos
Die FüAkBw ist mit DIE Denkschmiede, in der Stabsoffiziere und potenziell höchsten Führungskräfte der Bundeswehr von Morgen ausgebildet werden. Besonders eindrucksvoll war es für Jasmin während dieser engen Kooperation – und über die inhaltliche Unterstützung der Partner:innen hinaus –, die kulturelle Nähe zu spüren. „Wann bekommt man schon mal die Chance, so tief in den Alltags-Kosmos einer Dienststelle einzudringen, denn auch als Inhouse-Consultant sind es ja immer temporäre Projektsituationen“, betont sie. Und erzählt dann mit hörbarer Freude von besonderen Inside-Schlüsselerlebnissen. Von ihrer „Einschleusung“ in die Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Kaserne. „Was bedeutet: Stube mit kleinem Bett, Spind und Waschbecken beziehen, die Gemeinschaftsdusche auf dem Gang. PKI-(Public Key Infrastruktur)Karte, Laptop, Schlüssel etc. war schnell besorgt – die Vorbereitung durch die FüAkBw war hier richtig gut.“
Neun Wochen in einer Kaserne zu leben war eine bewusste Entscheidung. Das eigene Erleben stand im Vordergrund. So nahm Jasmin auch das Angebot an und ließ sich testweise in eine Tarnfleck-Uniform einkleiden. „Direkt beim Anziehen habe ich den ersten Faux-Pas begangen. Ich habe den obersten Knopf der Feldbluse geschlossen. Jedem Soldaten oder Soldatin, der ich dies erzähle, reagiert ähnlich: Kopfschütteln und á la Oh nein, das macht man doch nicht. Richtig anziehen will gelernt sein.“
Wann bekommt man schon mal die Chance, so tief in den Alltags-Kosmos einer Dienststelle einzudringen, denn auch als Inhouse-Consultant sind es ja immer temporäre Projektsituationen

Als interne Beratung ist man thematisch wie menschlich zwar schon dicht dran, aber das ist jetzt noch einmal deutlich intensiver.

Mehrwert einbringen
Die soldatische Grundausstattung mit „Grünzeug“ stand bei Felix nicht mit auf dem Programm. In der Koblenzer Augusta Kaserne unterstützte er die Bewältigung der Aufgaben am Zentrum für Innere Führung - „wie ein Fachreferent“, so unser Manager. Er arbeitete während seines Volontariats daran, „passgenaue Inhalte zu identifizieren, die für die Soldat:innen im Rahmen der politischen Bildung relevant sind und zu denen sie deshalb eine Palette von Informationen erhalten müssen“.
Felix überprüfte in dieser Zeit kontinuierlich den aktuellen Fundus der Lehr-Informationen, suchte und sichtete neue wissenschaftliche Quellen, half so die aktuellsten politischen Entwicklungen und Themen abzubilden, indem er „passende Materialien fand, sie validierte und danach in Lehrdatenbanken einpflegte.“ Sein Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf Inhalte, „die ich während meiner akademischen Ausbildung studiert habe und aufgrund derer ich eine hohe Expertise bezüglich der Sicherheitspolitik und Ökonomie im Nahen und Mittleren Osten besitze“.
Das Zentrum für Innere Führung, das neben der politischen Bildung auch mit Themen wie Extremismus, Prävention und allen Bereichen der Menschenführung befasst ist, wurde das Mitwirken unseres Managers und der durch ihn eingebrachte Mehrwert genau notiert. Das hilft auch bei der Einordnung der BwConsulting. „Als interne Beratung ist man thematisch wie menschlich zwar schon dicht dran“, erläutert Felix. „Aber das ist jetzt noch einmal deutlich intensiver.“ Belastbare Netzwerke entstanden, basierend auf persönlicher Wertschätzung. Und auch das „tierische“ Bundeswehr-Personal zeigte ihm seine Sympathie: „Lotta“, die kleine französische Bulldogge der Büronachbarin, begrüßte Felix schon mal vertraulich-freudig, wenn Frauchen ihr einen Tag als Arbeitsbegleiterin gewährte.
Besondere Erfahrungen
Jasmin verbuchte ebenfalls zwei besondere Erfahrungen in Sachen Bundeswehrkultur, wie sie mit einem Augenzwinkern verrät. „In Sachen AküFiBw bin ich bei Weitem noch nicht am Ende meiner Lehrzeit angekommen“, sagt sie, um gleich darauf lachend die Nachfrage nach der Bedeutung dieses Kürzels zu beantworten: „Abkürzungsfimmel der Bundeswehr“. Und auch der Befehl „Stillgestanden“ hat nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterlassen. Jasmin durfte beim Übergabeappell dabei sein, als Flottillenadmiral Ralf Kuchler vor Kurzem zum neuen Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr ernannt wurde. Generalinspekteur Carsten Breuer war dazu in Hamburg vor Ort, viel Militär marschierte ein, die Ehrengarde, das Musikkorps – „und ich bin beim zivilen Stammpersonal mit eingelaufen auf den Platz und habe dann etwas mehr als eine Stunde bei der feierlichen Zeremonie stillgestanden. Das war eine durchaus anstrengende Geschichte. Ich wusste nicht", sagt Jasmin, „dass Stillstehen so schmerzhaft sein kann.“
Es sind die kleinen und die großen Momente, in denen Jasmin lernte, wie anders – oder wie zuweilen auch gleich – es in der Bundeswehr ist zu ihrem sonst so vertrauten Umfeld.