Die Zukunft nach Corona

„Situationen, die einen Mangel bewirken, rufen gleichzeitig auch Kreativität hervor und sind der ideale Nährboden für neue Lösungen.“

Die Zukunft nach Corona

„Situationen, die einen Mangel bewirken, rufen gleichzeitig auch Kreativität hervor und sind der ideale Nährboden für neue Lösungen.“

BM // Berlin, 07.09.2021

Mobiles Arbeiten gehörte in der BwConsulting bereits vor Corona zum ganz normalen Alltag der Berater:innen. Dann kam der Lockdown. Von einem Tag auf den anderen zwang Corona alle 200 Mitarbeitenden ins Homeoffice. Anfängliche Engpässe in der IT-Infrastruktur konnten schnell behoben werden. Die Frage, die sich jedoch stellt ist, wie die BwConsulting mit den Folgen des Arbeitens auf Distanz umgegangen ist und welche praktischen Implikationen das Unternehmen möglicherweise für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden ableiten konnte? Wir sind dem Weg der Veränderung gefolgt. Eine Reportage über das Arbeiten mit und nach Corona bei der BwConsulting.

9.10 Uhr montags. Kai Alexander Schmidt, Leiter des Corporate Support Service (CCS), begrüßt die Geschäftsleitung und Vertreter:innen der zentralen Unternehmensbereiche zum virtuellen Meeting des Covid-Krisenstabs. „Die Unternehmensbetriebsampel steht noch auf GRÜN. Wir haben keinen bestätigten COVID-19 Fall im Unternehmen“, berichtet Kai. Noch vor dem ersten Lockdown wurde der Krisenstab eingerichtet, um ad hoc und flexibel auf aktuelle Lagen reagieren zu können.

„Schnell wurde klar, dass wir uns im Krisenstab neben den technischen Voraussetzungen für Remote Work und Arbeitsschutzmaßnahmen im Büro auch mit Veränderungen beschäftigen müssen, die in unseren Arbeitsalltag deutlich weiter eingreifen“, erklärt Kai. „Es ging vielmehr darum, über alle Unternehmensbereiche hinweg eine neue Qualität der Zusammenarbeit zu schaffen, die für ein zukünftiges Arbeiten mit und ohne Pandemie notwendig ist. Vor Corona gab es zwar bereits Überlegungen und erste Ansätze, wie wir im Sinne von New Work unser Arbeitsumfeld agiler, interaktiver und kollaborativer gestalten können, aber was Herausforderungen und Auswirkungen in solch einer neuen Arbeitswelt betrifft, konnten wir bisher auf keine validen Erfahrungen zurückgreifen. Die Pandemie hat uns nun in diese Erfahrungswelt radikal hineingeschubst.“
Der entscheidende Wandel findet im Mindset statt

Dies bestätigt auch Martin Wagner, Senior Manager bei der BwConsulting: „Die Pandemie hat uns in einer Zeit getroffen, die von starken Veränderungen im Businesskontext geprägt war. Beispiele sind sinnorientierte Arbeit, Flexibilisierung von Arbeitszeit und –ort, Vertrauensorientierung und eine agilitätsfördernde Infrastruktur. Corona hat die bestehenden Ansätze durch den Abbau von Hemmschwellen vor solchen Veränderungen nochmal verstärkt. Mitarbeitende mussten, konnten, durften in erheblichem Umfang ihre Arbeit selbstbestimmt und eigenverantwortlich gestalten, digitale Tools ausprobieren und dabei ihre digitalen Kompetenzen weiterentwickeln, während die BwConsulting volles Vertrauen in die Kreativität und das Engagement in die Mitarbeitenden setzte.“

Während Martin von seinem Alltag im häuslichen Büro spricht, steht er vor einer grünen Wand. Vor ihm eine Kamera. Letzter Positionscheck. „Aufnahme läuft“. Seit Jahren gibt der Methoden-Experte sein Wissen über agile Methoden und Innovationsprozesse an seine Kolleg:innen weiter. Daran hat auch Corona nichts geändert. Nur nutzt er jetzt andere Formate: „Situationen, die einen Mangel bewirken, rufen gleichzeitig auch Kreativität hervor und sind der ideale Nährboden für neue Lösungen. So verwenden wir jetzt visuelle Kollaborationstools und virtuelle Event-Plattformen statt der analogen Workshops und zur Wissensvermittlung animierte Erklärfilme und Vodcasts.“ In diesem Kontext erzählt Martin auch von dem Projekt Zukunftswerkstatt/Regnose. Eine Methode, die innerhalb der BwConsulting eingesetzt wurde, um positive, möglichst originelle Zukunftsbilder für die Arbeit nach der Pandemie zu entwickeln. Rund 30 Mitarbeiter:innen hatten sich an der komplett digital durchgeführten Regnose beteiligt. „Im Ergebnis konnten wir viele wertvolle Beiträge sammeln, aus denen sich konkretes Verbesserungspotenzial ableiten ließ. Dies reichte von kleinen Verbesserungen für den Alltag am Arbeitsplatz zu Hause bis hin zu sehr weitreichenden Vorschlägen, die zum Beispiel die Infrastruktur betreffen. So sollen statt vieler Individualarbeitsplätze mehr Flächen für Austausch und Zusammenarbeit geschaffen werden; mit modularen Open Space- und CoWorking-Elementen oder Kreativbereichen.“

Vom Projekt Regnose zeigt sich auch Geschäftsführer Michael Rogasch begeistert: „Durch Corona und mithilfe der Regnose wurde deutlich, dass der entscheidende Wandel im Mindset bereits stattfindet und sich die Haltung zu in Teilen grundlegenden Erneuerungen verändert hat. Entscheidend ist, was getan wird und nicht, wo es getan wird. Das Projekt Zukunftswerkstatt hat in diesem Kontext unglaubliche Veränderungsenergie und ansteckende Aufbruchsstimmung erzeugt. Es ist einfach faszinierend, wie viel Kreativpotenzial und Dynamik Mitarbeitende freisetzen können und wie zielstrebig neue Ideen bis hin zur Entscheidungs- und Umsetzungsreife verfolgt werden. Das Unternehmen muss die Ideen eigentlich nur noch annehmen.“

Professionelle Beratung ist nicht an Orte gebunden

Dass Effizienz und Effektivität auch ortsunabhängig erreicht werde kann, davon ist auch Projektleiterin Stefanie Bobbert überzeugt. Als Führungskraft und Mutter nutzte sie bereits vor Corona die Möglichkeit im heimischen Büro im Kölner Umland zu arbeiten, sofern es Teammeetings und Kundentermine zuließen. Statt in Präsenz am Berliner Standort werden nun Jour-Fixes und Projektmeetings virtuell und interaktiv durchgeführt. „Professionelle Beratung und zielführende Projektarbeit ist nicht an Orte gebunden, auch in virtuellen Räumen kann qualitativ hochwertig zusammengearbeitet werden. Physische Treffen seien weiterhin wertvoll und für bestimmte Zwecke auch notwendig, sie bekommenen zudem einen neuen, höheren Stellenwert, meint Stefanie. Der Kundenbedarf stehe dabei natürlich nach wie vor an erster Stelle: „Wenn die Projektpartner:innen uns vor Ort brauchen, stehen wir ihnen auch jetzt dort zur Verfügung. Gleichwohl haben auch sie ortsunabhängiges Arbeit zu schätzen gelernt. Diese Energie nehmen wir mit in unsere Beratungsprojekte, bei denen es mehrheitlich auch um Veränderungen geht. Mit den funktionierenden Beispielen von Veränderung aus der BwConsulting konnten wir zudem einige Kunden überzeugen, auch in ihren Bereichen neue Pfade zu betreten.“ So beriet und unterstützte Stefanies Team den Kunden bei der virtuellen Durchführung der 6. Informationsveranstaltung im Rüstungsmanagement. Die hochrangig besetzte Veranstaltung wurde live gestreamt und das Publikum konnte Fragen per Chat stellen. „Es war ein voller Erfolg und die Partner waren froh, dass die Veranstaltung trotz der Pandemie durchgeführt werden konnte“, resümiert Stefanie.

Agilität als wichtiger Baustein für die Zukunft

Zurück in Berlin. Dr. Dorothee Wulfert-Markert und Nica Zlonicky präsentieren der gesamten Belegschaft in einer Live-Videoschalte den neuen Touchpoint Agilität. Dort wo einst ein Besprechungstisch und Stühle die Mitte eines Seminarraums füllten, zeigen sie kleine Holzboxen auf vier Rädern, die zum Sitzen einladen und eine Ablagefläche für den Laptop bieten. Legosteine und –figuren sowie weiteres Kreativmaterial stehen in den Wandregalen. Zusammen mit einem Team aus Freiwilligen haben sie den ehemaligen Besprechungsraum umgestaltet.

„Der Touchpoint dient als physischer Berührungs- und Begegnungspunkt für agile Arbeitsweisen und wurde als Pilot in Berlin realisiert – demnächst auch im Kölner Büro“, berichtet Nica stolz. Die Arbeitswelt wandle sich und agiles Arbeiten werde nun auch in der BwConsulting noch stärker eingesetzt als zuvor: „Ziel ist es, das mittlerweile etablierte Arbeiten von daheim und das zukünftige Openspace-Raumkonzept um eine agile Komponente zu ergänzen. Der Touchpoint Agilität fördert ein agiles Mindset und ermöglicht hierarchiefreie Arbeit auf unterschiedlichen Augenhöhen sowie agile Selbstorganisation. Bei der Raumgestaltung sowie der Möbel- und Materialauswahl wurde entsprechend durchgehend auf flexible und agile Einsatzmöglichkeiten sowie Nachhaltigkeit geachtet. Durch das agile Arbeiten können so Innovations- oder Entwicklungspotenziale sowohl in den Beratungsprojekten als auch für die interne Organisationsentwicklung zukünftig noch besser identifiziert werden“, ergänzt Dorothee.
Ansätze für mehr Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag weiter nutzen

Bereits vor Corona gab es Initiativen für mehr Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag. Beispielsweise das Thema Reisereduzierung. Dies galt jedoch vor allem im Beratungsbereich noch als schwer realisierbar. Dann kam der Lockdown: Arbeiten in der heimischen Küche, im Wohnzimmer, auf dem Balkon, statt Dienstreisen gab es Videokonferenzen. Katharina Wolf, Senior Manager, Change-Expertin und studierte Psychologin lebt in Hamburg und engagiert sich neben ihren Beratungsprojekten innerhalb der BwConsulting für die Kulturentwicklung. Welchen Effekt die Krise auf die Zusammenarbeit hatte, erklärt sie am Beispiel der Multigruppe, eine querschnittlich aus den Mitarbeiter:innen jährlich neu zusammengestellte Gruppe, die geplante Veränderungsmaßnahmen challenged und Verbesserungsvorschläge für die BwConsulting einbringt und umsetzt. Seit vier Jahren moderiert Katharina die monatlichen Multigruppen-Treffen. „Für mich war es, so sehr mir die persönlichen Treffen mit den Multis auch fehlen, schön zu erleben, dass der Mehrwert der Multis weit über die physisch stattfindenden Sitzungen hinausgeht. Wir haben alle gemeinsam gelernt, über den virtuellen Raum Teams zu formen, Vertrauen aufzubauen, Ideen umzusetzen und erfahren jetzt, wie viel im virtuellen Raum möglich ist. Wir werden mit Sicherheit auch zukünftige Reisetätigkeiten mit Berliner und Kölner Kolleg:innen sorgsam abwägen, um den positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit, wie Reiskostenersparnis und Work-Life-Balance, weiterhin nutzen zu können und selbst einen Teil zur Nachhaltigkeitswende beizutragen.“

Erfolg durch Vertrauen und Empowerment

Nachhaltigkeit beziehe sich jedoch dabei nicht nur auf die ökologische oder ökonomische Dimension, betont Cyrille Kratz, Masterstudent an der Hertie School und bis vor kurzem noch Praktikant bei der BwConsulting. Ein wichtiger Punkt sei das gesamte Mindset im Unternehmen, erklärt Cyrille. „Die BwConsulting vertraut ihren Mitarbeitenden. Ich glaube, dass ist der wichtigste Faktor für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Vor allem während Corona hätte sich dies seiner Meinung nach ausgezahlt. Viele seiner Freunde mussten ins Büro, weil der Chef sehen wollte, dass sie arbeiten. „Bei der BwConsulting zählen gute Leistung und Ergebnisse und die werden nicht durch Kontrolle erreicht, sondern durch Vertrauen und Empowerment. Dieses Vertrauen wird von der Belegschaft zurückgespiegelt und stärkt Sicherheit und Eigenständigkeit am Arbeitsplatz. Ich denke, das ist einer der wichtigsten Gründe, weswegen Arbeiten bei der BwConsulting auch unter Coronabedingungen so gut funktioniert hat.“

Zukunft als Chance!

Die Corona-Krise hat auch die BwConsulting unfreiwillig und ungeplant in eine Spontantransformation versetzt. Erste Erkenntnis dabei ist: Herausfordernde Zeiten sind in der Tat ein fruchtbarer Boden für frische Ideen und für ein Umdenken hin zu neuen Handlungs- und Verhaltensweisen. Zweite Erkenntnis ist: Die BwConsulting verfügte bereits vor Corona über eine partizipative Vertrauenskultur, maßgebliche technische Voraussetzungen für mobiles Arbeiten sowie agile und digitale Formate für die Zusammenarbeit. In Summe waren es diese Rahmenbedingungen, die die BwConsulting weitgehend resilient gegen die Pandemie machte. Aus den vielfältigen Herausforderungen der Pandemie heraus wurde der Raum für eine enorme kreative Dynamik und einen gemeinsamen Blick nach vorn geöffnet.