Christian Witt // Berlin, 28. August 2023
Aus Einsätzen sind sie schwer verwundet, versehrt oder psychisch beschädigt zurück in die Heimat gekommen. Für diese Soldat:innen hat der englische Prince Harry, Duke of Sussex, vor knapp zehn Jahren die internationalen Invictus Games ins Leben gerufen. In diesem Spätsommer findet die Paralympics-ähnliche Veranstaltung zum sechsten Mal statt – vom 9. bis 16. September in Düsseldorf. Und Ausrichter der Spiele für die „Unbesiegten“ ist dieses Mal die Bundeswehr. Den Projektpartner:innen im Ressort haben wir bei der Bewerbung und Programmorganisation erfolgreich zur Seite gestanden. Das wird sich jetzt bei den Wettkämpfen fortsetzen – und zwar ehrenamtlich. Mehr als ein Dutzend unserer Mitarbeitenden wird freiwillig als Invictus-Games-Volunteers mithelfen, das Event zum Erfolg zu führen. Im Gespräch geben drei von ihnen Einblicke in ihre Erwartungen – und was sie zum Gelingen beitragen wollen.
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Martin, Principal - Hilfe mit Sportfest-Expertise
Was waren Deine Motive, Dich als Volunteer bei den Invictus Games zu bewerben?
Erstens finde ich die Sache sehr gut, dass dieser Personenkreis der im Einsatz verwundeten oder versehrten Soldat:innen ein Forum und weltweite Beachtung erhält. Und zweitens wollte ich schon immer mal an einer großen Sportveranstaltung in anderer Form partizipieren als im Teilnehmerfeld.
Wie stellst Du Dir Deinen Einsatz vor?
Ich möchte am liebsten in einem Bereich mithelfen, in dem ich ansonsten nicht (haupt-)beruflich zu Hause bin, also weder im Management noch der Kommunikation, sondern tatsächlich die Sportler unterstützen: Vom Tragen der Sporttasche bis hin zum Harken und Glattziehen der Sprunggrube für die Starter, das wäre mein Wunscheinsatzgebiet. Wie sich die Tage als Volunteer tatsächlich für mich gestalten werden, steht allerdings noch nicht fest, ich habe noch keine Kenntnis der Dienst- und Einsatzpläne.
Was kannst Du an Know-how einbringen?
Ich habe mal geholfen, eine Deutsche Meisterschaft im Voltigieren zu planen und durchzuführen. Und daher weiß ich, wie wichtig Volunteers für eine sportliche Großveranstaltung sind. Wir hatten damals auch das Glück, etwa 200 motivierte, ehrenamtliche Helfer einsetzen zu können, die zum Beispiel Pferde für deren Startberechtigung zur tierärztlichen Untersuchung begleitet haben. Volunteers sind ein wichtiger Teil, dass solche Events gelingen.
Mal nicht komplexe Projekte verantworten, sondern quasi Hilfsjobs zu übernehmen – ein Spagath?
Zunächst einmal: Die Stufe als Principal ist mir nicht wichtig, mir geht es darum, Projekte mittels konstruktiven Teamworks zum Erfolg zu führen und dabei die Palette meiner Fähigkeiten unterstützend einzubringen. Ich habe deshalb für meinen Volunteer-Einsatz bei den Invictus Games auch keine Erwartungshaltung wie: „Also, als Principal müsste ich doch eigentlich ausländische VIPs durchs Programm führen…“. Nein, ich werde einer von vielen Motivierten sein, die nicht status- sondern sachorientierte Unterstützung bieten möchten.
„Ich habe mal geholfen, eine Deutsche Meisterschaft im Voltigieren zu planen und durchzuführen. Und daher weiß ich, wie wichtig Volunteers für eine sportliche Großveranstaltung sind.“
„Dass für Soldat:innen, die im Einsatz verwundet wurden oder an Folgeschäden leiden, ein solches Event auf die Beine gestellt wird, um ihnen Anerkennung zu zollen, das ist schon eine fantastische Initiative.“
Ani, Consultant - Hilfe mit Hochzeits-Unterbrechung
Du bist seit Mitte 2022 bei der BwConsulting, hast schon erfolgreich in Projekten mit den Partner:innen im BMVg zusammengearbeitet. Jetzt startest Du in ein ehrenamtliches Projekt zur Unterstützung des Ressorts, wirst als Volunteer bei den „Invictus Games“ helfen. Wie bist Du darauf gekommen?
Ein Beitrag in unserem Intranet „BwConnect“ hat mich für die Veranstaltung sensibilisiert. Ich habe nach dem Lesen die Invictus Games sofort als sehr inspirierend empfunden – mit allem, wofür sie ethisch und inhaltlich stehen. Dass für Soldat:innen, die im Einsatz verwundet wurden oder an Folgeschäden leiden, ein solches Event auf die Beine gestellt wird, um ihnen Anerkennung zu zollen - auf einer weltweiten Bühne, das ist schon eine fantastische Initiative. Zudem finde ich es höchst beachtlich, dass unser Unternehmen seine Mitarbeitenden motiviert hat, dem Ressort dabei ehrenamtlich zur Seite zu stehen. Ich empfinde schon jetzt ein bisschen Stolz, dass ich bei diesem international wertgeschätzten Event als Helferin dabei sein darf.
Wie und wo würdest Du am liebsten eingesetzt werden?
Wir hatten firmenintern – in neu gegründeten Chatgruppen – schon mal über Möglichkeiten nachgedacht, wo wir am effektivsten unserer Meinung nach unterstützen könnten. Wir hatten daher den Bereich „Family and Friends“ ins Auge gefasst, also die Unterstützung von Begleitpersonen der Athleten. So, wie es jetzt aber aussieht, werden einige von uns im „Hospitality Center“ mithelfen, was bei allgemeinen Fragen zum Wettkampf, zur Stadt Düsseldorf und Ähnliches hilft.
Ein wichtiges Projekt…
Genau. Und dabei haben wir die Hoffnung, dass wir bei unserer Arbeit nun unser Organisationstalent aus der Beratung einbringen können. Viele von uns sprechen außerdem weitere Sprachen außer Deutsch und Englisch. Und nun freuen wir uns darauf, diese Fähigkeiten bei diesem tollen Event anwenden zu können.
Gibt es ein Highlight, auf das Du Dich besonders freust?
Na ja, es wäre schon spannend, mal den einen oder anderen Prominenten aus der Nähe zu erleben, wenn diese bei den Spielen zu Gast sind. Zudem freue ich mich auf eine kleine, persönliche Unterbrechung der Invictus Games: Während der Spiele werde ich heiraten und aus diesem Grund für wenige Tage abwesend sein.
„Ich war ja auch selber im Auslands-Einsatz, im Kosovo. Da hat man sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht, was da so alles passieren kann, Verwundungen und schwerwiegende Verletzungen.“
Christian, Senior Consultant - Hilfe als Herzensangelegenheit
13 Mitarbeitende unseres Unternehmens werden die Bundeswehr als Volunteers bei der Durchführung der Invictus Games unterstützen. Du bist quasi über Umweg dazugestoßen.
Tatsächlich war es so, dass ich erst nach Ende der Volunteer-Bewerbungsfrist bei der BwConsulting angefangen habe. Nun ist aber inzwischen ein Kollege, der sich als Helfer beworben hatte und auch angenommen worden war, in einen anderen Job gewechselt. Da ich die Invictus Games für sehr spannend und gesellschaftspolitisch wichtig erachte, habe ich meinen Projektleiter gefragt, ob ich dessen Volunteerplatz übernehmen könne, und der hat mir sofort grünes Licht gegeben. Danach habe ich dem Veranstalter gegen Ende Juli die Problematik erörtert – und kann nun kurzfristig einspringen.
Kennst Du schon Dein Einsatzgebiet?
Nein, das wird noch geprüft. Ich habe zumindest zwei Wünsche geäußert. Am liebsten würde ich natürlich unmittelbar im Stadion die Sportler bei ihren Wettkämpfen unterstützen. Aber es würde mich auch reizen, in der Echtzeit-Organisation das Ressort zu begleiten, also bei der Koordinierung der Wettkämpfe zu helfen, dass die Zeitabläufe eingehalten werden und jeder Athlet auch zur richtigen Zeit am richtigen Platz ist.
Und natürlich würde ich mir darüber hinaus wünschen, auch möglichst eng mit meinen Kolleg:innen von der BwConsulting zusammenarbeiten zu können, zumal viele unserer „Einsatzkräfte“ in unterschiedlichen Projekten engagiert sind und auch an unseren unterschiedlichen Standorten in Köln oder Berlin arbeiten. Da ist dann ein besseres Kennenlernen die Zugabe obendrauf.
Was bedeuten die Invictus Games für Dich als ehemaligen Zeitsoldaten mit 13 Jahren Dienstzeit?
Da hängt schon ein hoher emotionaler Faktor für mich mit dran. Ich war ja auch selber im Auslands-Einsatz, im Kosovo. Da hat man sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht, was da so alles passieren kann, Verwundungen und schwerwiegende Verletzungen. Ich hatte auch einmal einen Soldaten in meinem Zug, der infolge eines Einsatzes in Afghanistan unter einer Post-Traumatischen-Belastungsstörung litt. Insofern ist das Mithelfen als Volunteer auch eine Herzensangelegenheit.
Wie empfindest Du die Unterstützung durch unsere Geschäftsführung, die für alle Mitarbeitenden, die bei den Games helfen wollen, den Weg für eine Teilnahme als Volunteer – während der Arbeitszeit - freigemacht hat?
Ich empfinde das als außergewöhnlich, und im Grunde unterstützt es auch unseren Anspruch, unseren Kunden immer noch besser kennenzulernen. Das ist schließlich auch ein USP unseres Unternehmens, das tiefe Wissen um die Besonderheiten im Ressort. Und die Unterstützung der Invictus Games mit mehr als einem Dutzend unserer Kolleg:innen belegt, dass wir diese selbst auferlegte Verpflichtung sehr ernst nehmen. Zumal, wenn ich richtig informiert bin, einige jüngere Mitarbeitende von uns, die in Düsseldorf mithelfen werden, noch nicht so tief in die Feinheiten des Ressorts eingetaucht sind und jetzt im Schnelldurchlauf viele neue Kenntnisse zur Kultur in der Truppe sammeln werden.