Lernkultur in der BwConsulting

Uniform statt Businessdress: Für fünf Tage Marineoffizier sein

Lernkultur in der BwConsulting

Uniform statt Businessdress: Für fünf Tage Marineoffizier sein

BM // Berlin, 22.10.2019

„Die Crew der 77. InfoDVag antreten! … Herr Schmieg, offenes Jackett ist nicht vorgesehen und Frau Liegmann, oh je wo soll ich nur anfangen, das habe ich ja noch nie gesehen!“ So wurden unsere Berater Lena Liegmann und Felix Schmieg zum ersten Mal in Uniform bei der Marine begrüßt. Im Rahmen einer dienstlichen Veranstaltung zur Information (InfoDVag) schlüpften sie eine Woche lang in die Rolle eines Offiziers der Marine. Eine Erfahrung, die definitiv in die Kategorie „Den Kunden besser kennenlernen und verstehen“ der besonderen Art gehört. Über ihre Erlebnisse berichten sie in diesem Interview.

Was ist die InfoDVag?

Lena: Die InfoDVag ist eine dienstliche Veranstaltung zur Information der Streitkräfte. Neben dem Heer und der Luftwaffe führt die Marine diesen „Lehrgang“ zweimal jährlich an der Marineschule Mürwik durch. Die einwöchige Veranstaltung richtet sich insbesondere an Führungskräfte aus dem zivilen Bereich sowie an politische Mandatsträgerinnen und Mandatsträger. Wir als Berater der BwConsulting können ebenfalls im Rahmen der Weiterbildung daran teilnehmen. Jedoch mussten wir uns wie auch die anderen Interessenten für diese InfoDVag bewerben.

Und warum habt ihr an dieser Veranstaltung bei der Marine teilgenommen?

Lena: Ein paar Kolleginnen und Kollegen konnten bereits in die Uniform eines Heeressoldaten schlüpfen. Felix und ich fanden die Marine mit ihrem beeindruckenden „Arbeitsgerät“ (red. Anmerkung: Schiffe und U-Boote) super spannend und so wechselten wir unseren Businessdress gegen die Uniform eines Oberleutnant zur See, um die Marine als Offizier zu erleben und ihre Kultur und Werte wie beispielsweise Kameradschaft und Crewgedanken kennenzulernen.

Was war euer erster Eindruck vor Ort und was waren anfangs die größten Herausforderungen?

Felix: Wir wurden sehr nett durch Herrn Kapitänleutnant Louven und Herrn Stabsbootsmann Petersen empfangen. Bis wir die organisatorischen Formalitäten wie zum Beispiel Anmeldung, Stubeneinweisung und Erhalt der Uniform erledigt hatten, wurden wir auch noch wie Zivilisten behandelt, die sich bei der Marine verirrt hatten. Dies endete jäh mit der ersten Aufgabe, die Dienstuniform, die 1. Geige der Marine, zum ersten Mal anzulegen, wobei man nur zwei Optionen für das korrekte Tragen hatte: richtig und falsch. Die erste Zurechtweisung löste dabei auch erst einmal hektisches Genestel am Anzug aus. Der erste hatte das Hemd nicht richtig in der Hose, die zweite die Krawatte schief gebunden. Bis hin zu verkehrt herum angebrachten Schulterklappen, war alles dabei. Weitere schier unüberwindbare Hürden dieses Tages waren das Aufstellen in Reih und Glied, eine 180 Grad Drehung auf der Stelle und allgemein ein würdevolles Auftreten bei 30° Celsius in einer feuerfesten Uniform.

Was habt ihr in dieser Woche alles erlebt?

Felix: Los ging es am Freitagabend mit einem gemeinsamen Abendessen in der Marineschule Mürwik (MSM). Hier trafen wir zum ersten Mal auf die anderen 16 TeilnehmerInnen, allesamt spannende Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Vom Mitglied des Bundestages, über den Geschäftsführer eines großen Familienunternehmens, bis hin zur Gymnasialdirektorin bzw. Universitätsprofessor. Und uns Berater der BwConsulting. Eine Gruppe, die in Zivil diverser nicht hätte sein können. Aber mit Anlegen der Uniform zur Crew 77/19 der 77. InfoDVag verschmolz. Angeführt wurde diese Crew von Kapitänleutnant Louven (aka Herr KaLeu), Kapitän Heilmann und Stabsbootsmann Petersen (der StaBo). Am Samstag verließen wir dann das Gelände der Marineschule und wurden der zivilen Welt in Flensburg beim gemeinsamen Essen mit Admiral Abry vorgeführt.

Wie war das für euch, so mit richtiger Uniform in der Öffentlichkeit?

Felix: Es war spannend zu erleben, wie positiv die umstehenden Passanten auf uns reagiert haben, als wir gesammelt in Uniform den Pier entlang gingen. Viele machten Fotos und zeigten großes Interesse. Doch obwohl es wirklich sehr heiß war unter dieser dicken und feuerfesten Uniform, war das Ablegen des Jacketts vom Admiral den ganzen Abend lang nicht vorgsehen. Als Marinesoldat hat man eben immer gut auszusehen.

Und welches Rahmenprogramm wurde euch noch so geboten?

Lena: Die folgenden Tage waren geprägt von spannenden Vorträgen und lebhaften Diskussionen. Wir lernten die Kommandeure der Einsatzflottille 1 und 2 kennen und sprachen mit Kapitänen des Taktischen Zentrums der Marine über mehrdimensionale Seekriegsführung.

Was waren eure persönliche Höhepunkte?

Lena: Da sind einige zu nennen: Der Besuch des Marinestützpunktkommandos Eckernförde mit dem U-Boot Geschwader und der Besichtigung der U33. Die Präsentation der Kampfschwimmer, wie sie sich ungesichert aus bis zu 15 Meter vom Hubschrauber abseilen. Die Einschiffung auf den Einsatzgruppenversorger Berlin, mit 173 Meter Länge und 24 Meter Breite das größte Schiff der Marine. Bei einem Grillabend lernten wir das Schiff und die Besatzung kennen und fuhren am nächsten Tag eine Partnerübung mit dem HL-Boot Pegnitz im Seegebiet der Kieler Bucht. Und das feierliche Gelöbnis. Das war der Höhepunkte der Veranstaltung. Admiral Abry nahm uns den Eid ab und ernannte uns zum Oberleutnant zur See. Tagsüber hatten wir fleißig geübt für die Veranstaltung richtig zu stehen, zu gehen und uns zeitgleich umzudrehen. Als es dann hieß „die Crew der 77. InfoDVag vortreten“ waren gestandene Männer und Frauen aufgeregt wie kleine Kinder und während die Kapelle die Nationalhymne spielte, blieb die Gänsehaut nicht aus. Am Ende unserer Woche gab es dann noch ein Spitzenessen mit Vizeadmiral Andreas Krause, Inspekteur der Marine. Das ist ein festliches Fünf-Gänge-Menü, bereitet von Smutjes der Marine. Dabei unterhielten wir uns über Aufgaben und Herausforderungen der Marine und stellten viele Fragen, die im Laufe der Woche aufgekommen sind.

Nach all den Diskussionen, Vorträgen und Präsentationen, musstet ihr auch mal selbst richtig Hand anlegen?

Felix:Ja, nach sechs Tagen wurde es dann tatsächlich Ernst und wir stiegen vollends in die Marineausbildung am Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine ein. Hier bekämpften wir die größten Gefahren der Seefahrt: Feuerausbruch und Wassereinbruch. Uns wurde der korrekte Umgang mit einem CO2-Löscher, Pulverlöscher und Feuerwehrschlauch gezeigt und dann durften wir selber verschiedene Brände löschen. Global betrachtet, nicht nur für den Soldaten, extrem nützliches Wissen im Fall der Fälle. Wirklich anstrengend wurde es dann bei der Leckabwehr in einem Schiffsrumpf. Hier mussten wir durch Löcher im Rumpf eindringende Wassermassen mit Leckmatten, Brettern, Keilen, Balken und Vorschlaghämmern abdichten. Das Wasser stand uns irgendwann buchstäblich bis zum Hals. Klatschnass, aber hochzufrieden, gelang es allen Gruppen diese Herausforderung zu meistern.

Euer Fazit?

Felix: Es war eine unvergessliche und eindrucksvolle Woche, in der wir viel gesehen und gelernt haben.

Lena: Durch die unterschiedlichen Stationen und vielen Gespräche während dieser Woche haben wir unseren Kunden Bundeswehr besser kennengelernt und konnten vor allem verschiedene Perspektiven auf aktuelle Themen und Herausforderungen der Marine für uns und unsere Arbeit mitnehmen. Unser Dank gilt daher allen, die uns diese Erfahrung ermöglicht haben.