BDSV-Konvent zur Digitalen Konvergenz

Mehr Mut zur Kooperation

BDSV-Konvent zur Digitalen Konvergenz: Mehr Mut zur Kooperation

Ein Beitrag von Dr. Sarah Katharina Kayß // Berlin, 04.03.2020

Am 18. Februar 2020 lud der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie e.V. (BDSV) zum zweiten Mal zum Konvent für Digitale Konvergenz in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach Berlin ein. Ziel des Konvents ist es, Vertreter aus dem Verteidigungsressort mit Vertretern aus der Wirtschaft, Politik und IT-Branche zusammenzubringen und gemeinsame Lösungen für die anstehenden technologischen Herausforderungen zu suchen. Ein Team der BwConsulting war wieder mit dabei, unsere Kollegin Dr. Sarah Katharina Kayß hat wesentliche Diskussionslinien zusammengefasst.

Mit dem Schlagwort „Digitale Konvergenz“ bezieht sich der BDSV auf neue Technologieansätze, die sich aus dem Zusammenwachsen der „klassischen Rüstungsindustrie“ mit Informationstechnologien ergeben. Im Ergebnis schafft dies völlig neue Möglichkeiten zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die im Rahmen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zum Einsatz kommen können. Die BwConsulting als Inhouse-Beratung des Geschäftsbereichs BMVg begleitet die Bundeswehr in vielen leitungsrelevanten Projekten, wobei die Digitale Konvergenz eine ständig zunehmende Rolle spielt. Die Auswirkungen auf die Organisation der Bundeswehr sind vielfältig und nur in interdisziplinären Projekten zu bewältigen. Eine Begleitung der diesbezüglichen Diskussionen ist für die BwConsulting daher eine wichtige Voraussetzung zur ganzheitlichen Beratung in diesem Umfeld.

Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter Cyber- und Informationstechnik im Bundesministerium der Verteidigung und Chief Information Officer des Geschäftsbereichs BMVg, verwies in seiner Keynote auf den Umstand, dass in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Ländern – eine sehr klare Trennung der Zuständigkeiten für innere und äußere Sicherheit besteht: Im digitalen Raum gibt es derartige Grenzen allerdings nicht. Auch wenn die digitale Souveränität Deutschlands als selbstbestimmte Kontroll- und Handlungsfähigkeit im Cyber- und Informationsraum frei von ungewollter Einflussnahme durch Dritte definiert werde, so Vetter, dürfe dies notwendigen Kooperationen natürlich nicht im Wege stehen. Die Bundeswehr brauche einen vernetzten Ansatz unter Einbeziehung anderer Ressorts, der Europäischen Union sowie der Industrie. Zentral für die Erfolgsfähigkeit der Digitalisierung innerhalb der Streitkräfte sei nicht nur die Nutzung vertrauenswürdiger IT und der Aufbau von Schlüsseltechnologien, sondern auch die Steigerung der eigenen Innovationsfähigkeit und digitaler Kompetenzen.

Dr. Andreas Fahrner, Abteilungsleiter im Bundesnachrichtendienst, griff Vetters Forderung nach stärkeren Partnerschaften auf. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit den Auswirkungen von hybriden Bedrohungen wie Desinformationen, den sogenannten Fake News. Im digitalen Raum, gab Fahrner dem Publikum zu bedenken, seien Nationen vielleicht nur Narrative – reale Grenzen gäbe es nicht. Letztere erschaffe der Mensch, ebenso wie den Einsatz digitaler Kommunikationsmedien zu Kontrollzwecken über den Menschen. Mit einem Blick nach China sprach er dem Publikum allerdings Mut zu: Auch wenn man den Eindruck gewinnen könnte, China sei uns in vielem voraus, - das „offene und pluralistische System, in dem wir leben, ist stark und überlebensfähig.“

Im darauffolgenden Panel zum industriepolitischen Diskurs waren sich die Vertreter der Industrie einig: Sie möchten in Zukunft noch stärker als bisher mit in die Digitalisierungsdiskurse im politischen Raum einbezogen werden. Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, wies darauf hin, dass Ethik trotz der rasanten Entwicklung in allen Digitalisierungsbereichen Bestandteil aller Diskussionen bleiben müsse. Darüber hinaus sei es ebenso wichtig, Arbeitswelten agiler zu gestalten, um sie so stetig der Digitalisierung anzupassen, so Dirk Langeveen von der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITIS). Im Wesentlichen ginge es bei allen derzeit geführten Digitalisierungsdebatten darum, nicht mehr nur an Wettbewerb zu denken, sondern „mutiger zu werden, Kooperationen einzugehen und seine Komfortzonen zu verlassen.“